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  • AutorenbildSandra Künzler

Konflikte sind das Normalste der Welt, sie zu lösen ebenfalls


Jeder Mensch ist so einzigartig wie sein Fingerabdruck und jeder verfolgt bestimmte Ziele und will seine Interessen durchsetzen. Deswegen sind Reibungen und Meinungsverschiedenheiten vorprogrammiert. Konflikte sind im Job genauso wie im Leben allgegenwärtig. Wie wir allerdings mit diesen Konflikten umgehen, kann den Unterschied zwischen einem harmonischen Arbeitsumfeld und einer belasteten Atmosphäre ausmachen.


Warum ist Konfliktmanagement im Job wichtig?


Konflikte am Arbeitsplatz können weitreichende Folgen haben, von geringerer Produktivität bis hin zu negativen Auswirkungen auf die Zufriedenheit der Mitarbeiter und das allgemeine Arbeitsklima. Wenn Mitarbeiter echte Bedenken nicht äussern können, besteht das Risiko von Unzufriedenheit und Frustration. Für Unternehmen sind ungelöste Konflikte schädlich, weil sie auf Dauer das Betriebsklima vergiften, was zu Leistungseinbrüchen und Kündigungen führen kann.


Effektives Konfliktmanagement hilft dabei, eine gesunde Arbeitsatmosphäre aufrechtzuerhalten, die Zusammenarbeit zu fördern und effiziente Lösungen zu finden. Konflikte bieten auch Chancen für Wachstum und Veränderung, wenn wir sie richtig angehen. Konstruktive Konflikte fördern Innovation, kritisches Denken und eine offene Kommunikationskultur.


In Arbeitsumgebungen und zwischenmenschlichen Beziehungen können verschiedene Arten von Konflikten auftreten Es ist wichtig, die zugrunde liegenden Ursachen und Dynamiken zu erkennen, um angemessene Lösungsstrategien anzuwenden.


Rollenkonflikte:

Mit jeder Rolle sind ausgesprochene und unausgesprochene Erwartungen an den einzelnen verknüpft. Rollenkonflikte treten auf, wenn eine Person in unterschiedlichen Rollen oder Positionen widersprüchlichen Erwartungen gerecht werden muss. Zum Beispiel kann eine Führungskraft in der Rolle eines Managers stehen, der Ergebnisse erzielen muss, während sie gleichzeitig eine Vertrauensperson für ihre Mitarbeiter sein soll. Solche Konflikte können zu Unsicherheit und Stress führen, da die Person Schwierigkeiten hat, die Erwartungen in den verschiedenen Rollen zu erfüllen.


Beziehungskonflikte:

Beziehungskonflikte betreffen oft persönliche Differenzen, Missverständnisse oder negative Interaktionen zwischen Individuen. Diese Konflikte basieren auf Emotionen und können die zwischenmenschlichen Beziehungen erheblich belasten. Sie können aus Kommunikationsproblemen, unterschiedlichen Persönlichkeiten oder ungelösten Konflikten in der Vergangenheit resultieren.


Sachkonflikte:

Sachkonflikte, auch inhaltliche Konflikte genannt, entstehen aus unterschiedlichen Meinungen oder Interessen bezüglich bestimmter Aufgaben, Entscheidungen oder Ideen. Diese Konflikte drehen sich um sachliche Aspekte und können oft durch offene Diskussionen und klare Kommunikation gelöst werden. Sie können sogar zu besseren Lösungen führen, wenn verschiedene Perspektiven berücksichtigt werden.


Wertekonflikte:

Wertekonflikte entstehen, wenn Personen unterschiedliche moralische oder ethische Überzeugungen haben. Diese Konflikte können besonders herausfordernd sein, da sie oft tief verwurzelt sind und persönliche Werte und Überzeugungen betreffen. Beispielsweise könnte ein Team unterschiedliche Ansichten darüber haben, wie ethische Richtlinien in einem Projekt eingehalten werden sollten.


Machtkonflikte:

Machtkonflikte entstehen aus dem Streben nach Kontrolle, Einfluss oder Autorität. Diese Konflikte treten häufig in Hierarchien auf, wenn Personen um Macht oder Einfluss kämpfen. Machtkonflikte können zu Spannungen, Uneinigkeit und Widerstand führen, da verschiedene Parteien versuchen, ihre Interessen durchzusetzen oder die Kontrolle über bestimmte Angelegenheiten zu behalten.


Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden um Konflikte zu lösen?


1. Kommunikation

Offene und klare Kommunikation bildet das Fundament jeder Konfliktlösung. Deine Fähigkeit, deine Gedanken und Gefühle auszudrücken und zuzuhören, ist entscheidend. Konflikten aus dem Weg zu gehen wird zu keiner Lösung führen sondern eher zu Frust und möglicherweise zu Dienst nach Vorschrift.


2. Empathie

Die Fähigkeit, dich in die Lage anderer hineinzuversetzen ist essentiell. Es ermöglicht dir, Konflikte aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und respektvolle Lösungen zu finden.


3. Selbstkontrolle

Emotionale Intelligenz ist gefragt, um während hitziger Diskussionen einen kühlen Kopf zu bewahren und sachlich zu bleiben. Emotionale Selbstwahrnehmung ist eine fundamentale Voraussetzung der emotionalen Selbstregulation und Impulskontrolle.


4. Kooperation

Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit und zum Finden von Kompromissen ist unerlässlich, um Lösungen zu erzielen, die für alle Seiten akzeptabel sind.


Grundregeln für den Umgang mit Konflikten


  • Direkte Kommunikation

Sprich Konflikte direkt und unter vier Augen an, um Missverständnisse zu minimieren. Ruhe bewahren und souverän bleiben.


  • Zeitnahe Intervention

Ignoriere Konflikte nicht. Prävention, Erkennen von ersten Anzeichen und ein möglichst frühes Eingreifen verhindert, dass sich Situationen verschlimmern.


  • Respektvolles und wertschätzendes Verhalten

Behandle andere mit Respekt und höre aufmerksam zu, ohne sie zu unterbrechen oder abzuwerten. Um einen Konflikt zu entschärfen ist es wichtig, dem anderen zu signalisieren, dass du die Beweggründe deines Gegenübers verstehst. Das heisst nicht, dass du seine Meinung teilst oder gut findest.


  • Lösungsorientierung

Konzentriere dich auf Lösungen statt Schuldzuweisungen. Gemeinsame Ziele sollten im Fokus stehen. Es geht um die Sache und nie die Person. Achte auf Verbindendes und konzentriere dich nicht ausschliesslich auf das Trennende.


Vier Konflikttypen


Virginia Satir (Amerikanische Psychotherapeutin, Pionierin auf dem Gebiet der Familientherapie) hat eine wertvolle Klassifizierung von Verhaltensmustern entworfen, die Menschen in Konfliktsituationen annehmen können. Virginia Satir hat diese Typen identifiziert, um zu erklären, wie Menschen auf Konflikte reagieren.

Hier findest du eine Beschreibung dieser vier Konflikttypen:


1. Beschwichtiger

Beschwichtiger sind Menschen, die in Konfliktsituationen oft darauf aus sind, anderen zu gefallen oder Konfrontationen zu vermeiden. Sie neigen dazu, ihre eigenen Bedürfnisse und Meinungen hintanzustellen, um Konflikte zu beruhigen oder zu verhindern. Ihr Auftreten ist eher zaghaft und zögerlich. Sie verwenden oft beschwichtigende Worte und versuchen, die Bedürfnisse und Erwartungen anderer zu erfüllen, selbst wenn es auf Kosten ihrer eigenen Bedürfnisse geht. Dies kann zu unterdrückten Gefühlen und einem Mangel an Selbstachtung führen.


2. Ankläger

Ankläger sind das Gegenteil von Beschwichtigern. Sie reagieren auf Konflikte, indem sie andere beschuldigen und kritisieren. Ihr Auftreten ist oft aggressiv und dominant. Sie sind oft schnell dabei, Schuld zuzuweisen und die Verantwortung von sich selbst abzuwälzen. Ankläger neigen dazu, Konflikte auf eine konfrontative Weise anzugehen und können andere verletzen oder einschüchtern. Dies kann zu Widerstand und einer Atmosphäre der Feindseligkeit führen.


3. Rationalisierer

Rationalisierer neigen dazu, ihre Emotionen zu unterdrücken und Konflikte auf eine rationale und analytische Weise anzugehen. Sie versuchen, Emotionen und persönliche Befindlichkeiten beiseitezulegen und sich auf Fakten und Logik zu konzentrieren. Ihr Auftreten ist monoton und wirkt unterkühlt. Dies kann dazu führen, dass sie in Konfliktsituationen Gefühle vernachlässigen und die emotionale Seite eines Konflikts ignorieren. Dies kann andere dazu bringen, sich unverstanden oder nicht gehört zu fühlen.


4. Ablenker

Ablenker versuchen, Konflikten auszuweichen, indem sie das Thema wechseln oder von der eigentlichen Frage ablenken. Sie versuchen, den Fokus auf unwichtige Details oder Nebensächlichkeiten zu lenken, um den eigentlichen Konflikt zu umgehen. Ihr Auftreten wirkt unruhig und abgelenkt. Ablenker können auch Humor oder Sarkasmus verwenden, um Spannungen zu lösen. Dies kann jedoch dazu führen, dass der Kern des Konflikts nicht angemessen angegangen wird.


Es ist wichtig zu verstehen, dass Menschen in Konfliktsituationen zwischen diesen Typen wechseln können, abhängig von der Situation und ihren eigenen Emotionen. Effektives Konfliktmanagement erfordert, dass Menschen sich ihrer eigenen Reaktionsmuster bewusst werden und lernen, konstruktivere Wege zur Bewältigung von Konflikten zu entwickeln.


Wie lassen sich Konflikte lösen?


Konfliktgespräche sind nichts anderes als Verhandlungen. Deswegen eignet sich das Harvard-Modell, das vor allem dazu dient, Verhandlungen zu verbessern, als effektive Methode um Konflikte zu lösen. Es geht darum gemeinsam den für beide Seiten grössten Nutzen zu finden.


Das Harvard Modell besteht aus vier Grundsätzen:


1. Menschen getrennt von Interessen behandeln

Verhandlungen scheitern und Konflikte eskalieren wenn die Sachebene und persönliche Ebene miteinander vermischt werden. Betrachte dein Gegenüber nicht als Gegner sondern als Verhandlungspartner für eine Lösung.


2. Verhandle Interessen nicht Positionen

Hinter der Position, die eine Partei vertritt können verschiedene Interessen liegen. Für ein gutes Ergebnis sollten die wahren Interessen offen kommuniziert werden.


3. Entwickle verschiedene Optionen

Hier sind Kreativität und Flexibilität gefragt, denn es geht darum Lösungen zu finden, die für beide Seiten zu einer Win-Win-Situation führen.


4. Nutze objektive Beurteilungskriterien

Zum Schluss geht es um die Einigung. Wie sieht für beide Seiten eine faire Vereinbarung aus?


Weitere gängige Methoden zur Konfliktlösung sind die Mediation und die Supervision.


Woran lassen sich Konflikte rechtzeitig erkennen?


Die Auswirkungen eines Konfliktes sind nicht immer durch einen lauten Streit oder das Knallen von Türen sichtbar. Es sind die subtilen Signale, die es zu erkennen gibt, um verborgene Konflikte zu erkennen. Mit etwas Erfahrung und Sensibilität lassen sich Anzeichen für aufkeimende oder bestehende Konflikte erkennen.


Anzeichen für mögliche Konflikte:

  • Verändertes Verhalten: Plötzliche Verhaltensänderungen können auf brodelnde Konflikte hinweisen.

  • Kommunikationsabbruch: Wenn die Kommunikation zwischen Kollegen abnimmt, ist das ein Warnsignal.

  • Gerüchte und Klatsch: Klatsch über Konflikte deuten häufig auf unausgesprochene Spannungen hin.

  • Sarkastische, zynische Bermerkungen.

  • Non-verbale Signale wie Rückzug, schweigen, zurückhalten von Informationen, ablehnende Mimik/Gestik.


Konfliktmanagement im Job ist unverzichtbar, um eine gesunde und produktive Umgebung aufrechtzuerhalten. Die Fähigkeit, Konflikte konstruktiv anzugehen, fördert nicht nur die Zusammenarbeit, sondern trägt auch zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung bei. Indem wir die verschiedenen Aspekte des Konfliktmanagements verstehen und anwenden, können wir eine positive Veränderung in unserer Arbeitswelt bewirken.


Was im Business gilt, findet selbstverständlich auch im Privatleben seine Gültigkeit. Kommunikation, Konfliktfähigkeit und Kompromissbereitschaft sind ebenfalls unerlässlich.


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