Führung ohne Emotionen gibt es nicht. Erfolgreiche Führungskräfte wissen, dass Gefühle eine produktive Kraft besitzen und eine tiefe emotionale Verbindung zu ihren Teams schaffen können. Emotionen wie Angst, Wut und Leidenschaft spielen eine zentrale Rolle im Führungskontext und können, wenn sie richtig eingesetzt werden, zu positiven Veränderungen und einem motivierten Team führen.
Die Kraft der Emotion in der Führung
Angst: Obwohl oft negativ betrachtet, kann Angst eine starke Antriebskraft sein. Sie kann Führungskräfte und Teams dazu motivieren, Risiken zu minimieren und vorsichtiger und strategischer zu agieren. Wenn eine Führungskraft die eigenen Ängste und die Ängste des Teams erkennt und anspricht, kann dies das Vertrauen stärken und die Zusammenarbeit verbessern.
Wut: Wenn kontrolliert und richtig kanalisiert, kann Wut ein Katalysator für Veränderung sein. Sie kann dazu führen, dass Missstände angepackt und notwendige Veränderungen umgesetzt werden. Eine Führungskraft, die ihre Wut bewusst einsetzt, kann klare und entschiedene Aktionen vorantreiben.
Leidenschaft: Leidenschaft ist der Motor hinter Innovation und Engagement. Eine leidenschaftliche Führungskraft inspiriert ihr Team, über sich hinauszuwachsen und gemeinsame Ziele mit Begeisterung zu verfolgen. Leidenschaft schafft eine emotionale Verbindung und kann das Team zusammenschweissen.
Auch Emotionen brauchen Führung
Wenn du dich deinen Emotionen nicht einfach ausliefern lassen willst, musst du verstehen, wie du deine Emotionen managen kannst. Emotionen zuzulassen bedeutet nämlich nicht unkontrollierten Gefühlsausbrüchen freien Lauf zu lassen, sondern sie bewusst und kontrolliert einzusetzen. Damit dies gelingt ist emotionale Intelligenz unabdingbar.
Emotionale Intelligenz ist die Fähigkeit, die eigenen Emotionen sowie die Emotionen anderer zu erkennen, zu verstehen und zu managen.
Dies umfasst:
Selbstwahrnehmung: Bewusstsein über die eigenen Stärken, Schwächen, Werte und Auswirkungen auf andere.
Selbstregulation: Kontrolle über impulsive Gefühle und Verhaltensweisen, Anpassungsfähigkeit an Veränderungen.
Empathie: Verständnis und Berücksichtigung der Gefühle und Perspektiven anderer.
Soziale Fähigkeiten: Aufbau und Pflege von Beziehungen, effektive Kommunikation und Konfliktlösung.
Führungskräfte, die ihre Gefühle nicht im Griff haben, tragen oft emotionale Altlasten mit sich herum. Diese nicht aufgearbeiteten Emotionen aus der Vergangenheit können immer wieder hochkommen, besonders in stressigen oder herausfordernden Situationen. In solchen Momenten richtet sich die Wut oft nicht gegen die Mitarbeiterinnen, sondern hat tiefere Ursachen. Die Mitarbeiterinnen bekommen jedoch die negativen Auswirkungen ab, was sich logischerweise extrem negativ auf das Betriebsklima und die Beziehungen auswirkt. Geht es dem Chef schlecht, geht es auch den Mitarbeitern schlecht.
Selbsterkenntnis und emotionale Agilität
Um Gefühle angemessen dosieren und nutzen zu können, ist eine tiefgehende Auseinandersetzung mit sich selbst erforderlich. Coachings können hierbei unterstützen, indem sie helfen, emotionale Altlasten zu identifizieren und zu bearbeiten. Emotionale Agilität ist kein Zustand, sondern ein fortlaufender Prozess, der eine kontinuierliche Selbstreflexion und Präsenz erfordert.
Mir hilft jeweils ein einfacher Perspektivenwechsel:
Wenn ich meine Gefühle stärker wahrnehme, neige ich häufig dazu, die anderen für meinen Gefühlszustand verantwortlich zu machen: Anstatt „Ich fühle mich, weil du…“.
Sage ich: „Ich fühle mich, weil ich…“. Das führt dazu, dass wir uns mit unseren eigenen Bedürfnissen in Kontakt bringen und bei uns selbst anzufangen, anstatt die Schuld bei anderen zu suchen.
Anstatt in eine passive Opferrolle zu fallen, versuche ich mir bewusst zu machen, dass ich die Gefühle habe und nicht die Gefühle mich. Das heisst ich steuere meine Gefühle und nicht sie mich. Die Gefühle brechen nicht bei mir ein sondern ich bin die Gastgeberin und lade meine Gefühle ein, um sie besser zu verstehen.
Was ist in meinem eigenen emotionalen Rucksack?
Es ist essenziell, sich selbst gut zu kennen und zu wissen, wann es sinnvoll ist, die eigenen Gefühle zu nutzen. Dabei ist es hilfreich, Marker festzulegen, die im Alltag als Reflexionseinheiten dienen. Ein Bewusstsein für die Intensität der eigenen Gefühle zu entwickeln und zu erkennen, wann eine körperliche Reaktion eine gewisse Schwelle übertritt, ist entscheidend. Dies kann bedeuten, dass das Gefühl aus einem anderen Kontext stammt und nicht in der aktuellen Situation herausgelassen werden sollte. Solche alten Muster, die meist früh in der Kindheit entstehen, gilt es zu erkennen und zu verändern. Dies ist meist nur mit Hilfe eines Therapeuten oder Coach möglich. Stelle ich mich meinen destruktiven Muster nicht, werden sie mir ein Leben lang im Weg stehen.
Denken und Fühlen als Führungskraft
Rationalität und Emotion ergänzen sich und ermöglichen eine ganzheitliche und authentische Führung. Eine Führungskraft, die ihre Emotionen bewusst und kontrolliert einsetzt, schafft eine produktive, vertrauensvolle und inspirierende Arbeitsumgebung.
Führen ohne Emotionen ist ein Auslaufmodell. Erfolgreiche Führungskräfte erkennen die produktive Kraft von Emotionen und nutzen sie, um eine emotionale Verbindung zu ihren Teams zu schaffen. Um Gefühle angemessen einsetzen zu können, bedarf es einer kontinuierlichen Selbstreflexion und der Fähigkeit, emotionale Agilität zu entwickeln. Regelmässige Reflexionseinheiten können dabei helfen, die eigene emotionale Intelligenz zu stärken und eine authentische, inspirierende Führung zu ermöglichen.
Wie nutzt du Emotionen in deiner Führungsrolle?
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